Zur Geschichte
Das Gebiet zwischen Striegis und Freiberger Mulde wurde zwischen 1156 und 1162 im Auftrag des Meißner Markgrafen Otto von Wettin im Rahmen des hochmittelalterlichen Landesausbaus durch fränkische Bauern kolonisiert. Die Ersterwähnung des Ortes als Waltersdorp erfolgte 1230. Das Dorf gehörte zur Ausstattung des 1162 von Markgraf Otto gestifteten Klosters Altzella, war also bis zu dessen Auflösung 1540 Klosterdorf. Altzella verlehnte 1555 Kurfürst August das Dorf und das nunmehrige Rittergut Haus Waltersdorf an seinen Kanzler Dr. Ulrich von Mordeisen. 1624 nannte man es Kleyn Waltersdorff. Bis 1922 gab es zwei getrennte Gemeinden, die Bauerngemeinde im Unterdorf und die Herrengemeinde im Oberdorf mit Kirche und Rittergut.
Seit 1994 ist Kleinwaltersdorf ein Stadtteil von Freiberg.

Siedlungsstruktur
Die typische Ortsflur der Kolonistendörfer im Erzgebirge und seinem Vorland stellt das Reihendorf mit Waldhufenflur dar. Die Gehöfte liegen hochwassergeschützt an einer oder beiden Seiten des Baches aneinandergereiht. Kleinwaltersdorf ist ein einseitiges, links des Waltersbaches befindliches Waldhufendorf, dessen Ortsbild und Siedlungsstruktur noch weitgehend seine historische Entwicklung widerspiegeln. Die rechts des Dorfbaches liegenden, wenigen blockartigen Hufen wurden wahrscheinlich nachträglich auf noch nicht gerodetem Waldgebiet angelegt. Im Bereich der Herrengemeinde wurden für die Gutsarbeiter, Handwerker, Gärtner und Bergleute viele Häusleranwesen geschaffen, bei denen Wohnung und Stallung unter einem Dach sind. Seit 1850 entstand im Bahnhofsgebiet eine Streusiedlung.

Bergbau
1550 wurde der Bergbau in Kleinwaltersdorf erstmals erwähnt. In der Zeit bis 1897 gab es insgesamt 6 Gruben, in denen nach dem begehrten Metall geschürft wurde. Zu den erkennbaren Sachzeugen des Silberbergbaus gehören die zwei Lichtlochhalden an der Lößnitzer Straße. Sie stammen vom Vortrieb des „Neuen Fürstenstollns“, der die im 16. Jahrhundert betriebene Fundgrube „Neugeborn Kindlein“ vom Grundwasser befreite. Das Stollenmundloch lag im Grundstück Walterstal Nr. 20. Einen weiteren Industriezweig bildeten die Ziegeleien die es im Ort gab. Die größte davon befand sich am Bahnhof und stellte 1914 die Produktion ein. Die ausgebeuteten Lehmgruben sind zum Teil heute noch zu erkennen.

Die Kirche
Eine Kirche wurde 1346 erstmals erwähnt. Nach mehrmaligen Umbauten entstand das jetzige Gebäude mit dem Kirchturm von 1889. Zu den bemerkenswerten Ausstattungsstücken zählt der Epitaphaltar. Er wurde 1555 vom Freiberger Steinmetz Andreas Lorenz geschaffen. Die Orgel ist ein Werk des Silbermannschülers Adam Gottfried Oehme und wurde 1774/75 errichtet.

Torhaus des Rittergutes
Durch Zusammenlegung mehrerer Bauernhöfe entstand um 1360 ein Vorwerk, das später zum Rittergut und “Haus Walterstal“ wurde. Das Herrenhaus des Rittergutes wurde 1836 im klassizistischen Stil neu erbaut und 1946 im Zuge der Demokratischen Bodenreform abgebrochen.